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Die Anreise
Am 21.12.2007 war es dann endlich soweit – pünktlich um 8 Uhr waren wir am Flughafen, um die weite Reise nach Ägypten anzutreten. Der geneigte Leser mag sich jetzt fragen, warum ich von einer „weiten Reise“ spreche, wo man doch nach 4.30 Std. Flugzeit in Ägypten ist. Naja, frei nach dem Motto „geiz ist geil“ hatten wir den billigsten Flug gewählt und das bedeutete zweimal umsteigen. Mit einer einstündigen Verspätung landeten wir um kurz nach 20 Uhr in Kairo.
Aber das war es noch nicht gewesen, da wir ja nach Dahab, das auf dem Sinai liegt, wollten. Also mussten wir in Kairo den Terminal wechseln, was aber nur mit einem Shuttlebus oder einem Taxi möglich ist. So standen wir also mit all unserem Gepäck – und das war einiges, da wir ja wie immer eine umfangreiche Fotoausrüstung und die komplette Zeltausrüstung für die Weiße Wüste dabei hatten – vor dem Terminal 1 des Kairoers Flughafen. Busse sollten zu dieser Uhrzeit nur noch stündlich fahren und so waren wir den Taxihaien ausgeliefert, die uns zahlreich umlagerten. Angeblich 10,- € sollte der Transfer für 2 km kosten. Uns war klar, dass das völlig überzogene Preise waren, aber so richtig hatten wir keine Lust auf einen Bus zu warten. So zahlten wir letztendlich umgerechnet 8,- € und so hatte man uns das erste Mal abgezogen! 2.50 € wären angemessen gewesen, wie sich später herausstellte. Um 1.30 Uhr waren wir dann endlich im „Christina Beach Hotel“ in Dahab. Angenehme 16° C mitten in der Nacht ließen auf die nächsten Tage hoffen.
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Dahab
Als wir nachts nach Dahab hinein fuhren, sahen wir zuerst eine hell erleuchtete Asphaltstraße, links und rechts davon nichts. Wir wunderten uns ein wenig.
Irgendwann begannen die Häuser, die im Dunkeln recht unscheinbar aussahen. Das Auto bog rechts ab, alles wirkte ein wenig finster. Das Auto hielt und unser Gepäck wurde ausgeladen. Wir waren im „Christina Beach Hotel“ angekommen. Die Rezeption sah europäisch aus, der Besitzer, ein Ägypter, begrüßte uns auf Englisch. Zuerst zeigte man uns zwei verschiedene Hotelzimmer, die jeweils einen Eingang vom Garten aus hatten und wir wählten eins aus. Als unser Gepäck im Zimmer war, guckten wir uns um. Der Raum war mit einem Doppelbett, einem Frisiertisch, zwei Stühlen und einem Schrank ausgestattet. Das Bad hatte Dusche, Waschbecken und Toilette. Wir waren zufrieden, denn alles war sauber und ordentlich.
Nach der ersten Nacht wurden wir vom Sonnenschein geweckt. Als wir die Nase nach draußen steckten, roch es warm und gemütlich. Der Himmel war blau, blau, blau und die Sonne schien.Also schlüpften wir in Rock und Sommerhose und gingen durch den wunderschönen Garten zum Frühstücksbuffet mit Blick auf die Strandpromenade und das Meer.
Nach kurzer Zeit merkten wir, dass es zwar sehr warm aber leider auch recht windig war. Schade, nun mussten wir uns doch eine Jacke überziehen. Aber im Vergleich zu den -5°C, die wir in Hamburg verlassen hatten, war es doch sehr sommerlich.
An diesem ersten Tag hatten wir noch kein Programm und konnten so in Ruhe durch Dahab bummeln. Zuerst gingen wir die Strandpromenade entlang in Richtung Ort. Dort reihen sich jetzt die Hotels, die Anbieter von Wüstentouren, Internetcafés und kleine bunte Läden aneinander. An der Wasserseite sind lauter bunte Restaurants, die oft nur mit Hilfe großer, farbiger Stoffbahnen den Wind vom Meer abhalten. Sie sind in der Regel in kleinere und größere Sitzkreise eingeteilt, die mit Flickenteppichen und Matrazen ausgelegt sind. Die Tischbeinhöhe beträgt ungefähr 20cm. In manch einem Restaurant gibt es abends offene Feuer, überall jedoch sind Katzen als Resteverwerter und Schnorrer unterwegs. Für die älteren, rückenkranken Touristen gibt es auch einige normal hohe Tische mit Stühlen.
Noch wollten wir nichts zu uns nehmen, sondern nur gucken. Das bunte Treiben erinnerte mich sehr an die 70ger Jahre mit ihrer Flower-Power.
Auf dem Rückweg verließen wir die Promenade und gingen auf der Einkaufsstraße Richtung Hotel zurück. Hier findet man kleine Läden und Imbissbuden, die sehr viel billiger sind als an der Promenade. Die Supermärkte haben ein eingeschränktes Angebot, aber Schafskäse, Tomaten und Brot bekommt man eigentlich überall. So haben wir mehrer Male für ca. 2,50€ zu Mittag gegessen.
Die Besichtigung der Tauchschule „inmo“ führte uns in die andere Richtung der Promenade. Nur 100m hinter dem Christina Beach mussten wir rechts auf das Gelände der Tauchschule einbiegen. Dazu gehören ebenfalls ein Hotel und eine Backpackerunterkunft. Eine große Terasse wird von den Gästen genutzt und sie werden dort kulinarisch versorgt. Die Ausleihe für Taucher und Schnorchler ist gut sortiert und die Beratung durch Mustafa lässt nichts zu wünschen übrig. Für mich war es besonders nett, da ich auch ohne einen Kurs dort zu machen, an den Touren zu den Buchten teilnehmen konnte.
Genau wie beim Christina Beach, dessen Managerin Christina aus der Schweiz ist, gibt es hier Ingrid aus Deutschland, die mit dem Besitzer der Tauchschule verheiratet ist und den Laden managt. Wir fühlten uns an das südliche Afrika erinnert, wo wir in jedem Geschäft, das gut lief, einen Weißen im Hintergrund entdeckt haben.
Nachmittags gingen wir am „lighthouse“ schnorcheln. Ich stellte mich noch etwas ungeschickt an, das sollte sich aber im Laufe der nächsten Tage legen. Die Unterwasserwelt war schon wenige Meter vom Ufer entfernt eindrucksvoll.
Am späten Nachmittag liefen wir mit der Kamera ein Stück weiter die Promenade in Richtung Süden entlang. Nach kurzer Zeit ließ die Bebauung nach und Bauruinen reihten sich aneinander. Der Müll häufte sich und es sah nicht mehr so schön aus.
In dieser Richtung schien sich der Tourismus nicht so gut zu halten.
Am Ende der Promenade gingen wir an den Strand und beobachteten einige Surfer, die in die dort liegende Lagune surften. Dort gibt es noch drei schöne Hotels, die etwas teurer sind, als unsere Unterkunft. Da sie Sandstrand und ruhiges Wasser haben, sind sie für Familien mit kleinen Kindern gut geeignet. Uwe machte seine ersten Sonnenuntergangsbilder.
Bevor ich hier jetzt seitenlang über die vielen kleinen Highlights berichte, kann man nur kurz zusammenfasse, dass es uns sehr gut gefallen hat und wir mit Sicherheit noch einmal nach Dahab zurück kommen werden. |
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Meine ganz persönliche Herausforderung - der Tauchkurs
Ziel des Aufenthalts in Dahab war ein Tauchkurs mit dem Zertifikat „Open Water Diver“. Ich wollte endlich einmal lernen, die Unterwasserwelt direkt bewundern zu können. Aber bevor es soweit war, musste noch die eine oder andere Hürde genommen werden. Meine Hürde hieß Harald – ein 47 jähriger Datenbankprogrammierer aus NRW, der die Langsamkeit neu für sich erfunden hatte und ebenfalls in dem Tauchkurs war. Jeder der mich kennt, weiß, dass das eine der größten Herausforderungen für mich ist. Wir begannen um 10 Uhr mit den ersten zwei Videolektionen, die 1.30 Uhr dauern sollten. Harald merkte gleich an, dass 1.30 Uhr doch recht lang sei und er gerne nach der ersten Lektion eine Pause machen wollte, um die Informationsfülle mental verarbeiten zu können. Nach nur 35 Minuten bat er um eine Pause, da er aufs Klo musste. Natürlich musste er nach seiner Rückkehr auch noch dringend eine Zigarette rauchen, bevor es weitergehen konnte. Nur 10 Minuten später war die erste Lektion beendet und Harald forderte die bereits zu Beginn erbetene Pause ein. Ich war innerlich und vermutlich auch äußerlich am Kochen. Thomas, ein Schweizer, der ebenfalls an dem Kurs teilnahm, verdrehte nur die Augen…
Nach der Mittagspause sollte es dann um 14 Uhr weitergehen. Wie sich das gehört, war ich um 13.50 Uhr am verabredeten Ort, packte mein Tauchequipment zusammen, damit wir um 14 Uhr pünktlich starten konnten. Von Harald weit und breit keine Spur. Um 14.10 Uhr tauchte er auf und erwiderte auf, dass er sich wohl schon zu sehr an die arabische Mentalität gewöhnt habe. Außerdem teilte er mir mit, dass er ein massives emotionales Problem habe. Dies konnte ich auch von meiner Seite nur bestätigen. Na das konnte ja lustig werden. Nachdem er dann noch 20 Minuten brauchte um den Neoprenanzug anzuziehen und sich mit dem nötigen Tauchequipment zu beladen war meine Geduld endgültig am Ende.
Um es kurz zu machen: Thomas schied am zweiten Tag wegen einer heftigen Magenverstimmung aus und Harald strich nach einem wieteren halben Tag die Segel. So hatte ich dann plötzlich Einzelunterricht und konnte am dritten Tag zügig den Tauchkurs beenden.
Leider hatte ich nach den drei Tauchtagen das Gefühl, dass mein rechtes Ohr zu sei – auch die Geschichte mit dem Druckausgleich fiel mir nicht sehr leicht. Von daher suchte ich einen Arzt auf, der bei mir ein Barotrauma der Stufe 4 diagnostizierte. Eigentlich müsste ich starke Schmerzen haben, aber von diesen spürte ich nichts. Ab Stufe 5 bekommt man u.U. Löcher in das Trommelfell.
Nach 4 Tagen konnte ich dann endlich wieder Tauchen und die Unterwasserwelt in vollen Zügen genießen. Das Rote Meer ist ein wahrer Unterwassertraum… Der einzige Wehrmutstropfen war wieder einmal das Gruppenerlebnis. Und wie konnte es nicht anders sein – es hieß Harald, der inzwischen auch stolzer Besitzer des „Open Water Diver“ Zertifikats war.
Wenn man in einer Gruppe taucht, ist der Tauchgang beendet, wenn der erste keine oder nur noch sehr wenig Luft in seiner Flasche hat. Alle mit einer vollen Flasche (200 Bar) auf dem Rücken tauchten wir auf knapp 20m Tiefe des Golfs von Akaba ab. Nach nur 30 Minuten war der Traum dann aber schon wieder vorbei, da mein Freund Harald nur noch 35 Bar in seiner Flasche hatte – ich hatte noch 110 Bar L. So mussten wir den Tauchgang beenden, da Harald wohl zu aufgeregt war und deshalb deutlich mehr Sauerstoff verbrauchte, als ich. Ich bin einfach kein Gruppenmensch!
Silke konnte immer mit zu den Tauchplätzen raus fahren und schaute sich die Unterwasserwelt per Taucherbrille und Schnorchel von oben an, was sie auch mehr als beeindruckt hat. Den Tauchkurs habe ich übrigens bei dem Inmo Tauchcenter gemacht, das ich nur wärmstens empfehlen kann. |
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Die Desert-Tour
Auf Empfehlung unseres Hotels buchten wir eine eintägige Wüsten Tour bei der Embah Reiseagentur. Da ich vor hatte ein paar schöne Fotos zu machen, buchten wir die Tour als Privattour, damit wir auf andere potentielle Teilnehmer keine Rücksicht nehmen müssen.
Pünktlich um 7.30 Uhr wurden wir von einem sehr netten Führer und einem muffligen Beduinen abgeholt. Nach einigen Polizeikontrollen, die auf dem Sinai zum Tagesgeschäft gehören, verließen wir nach knapp einer Stunde die Asphaltstraße und befanden uns plötzlich auf einer tiefen Sandpiste, die uns zum Beginn des White Canyons – unserem ersten Ziel - führen sollte. An einer kleinen Steigung blieb unser Fahrer mit dem Allrad getriebenen Toyota Landcruiser stecken. Auch bei einem zweiten Versuch kam er nicht viel weiter. Wir sollten aussteigen und ich ging davon aus, dass er es noch einmal mit ein bisschen weniger Gewicht versuchen wollte. Nichts Böses denkend verließen wir mit den Fotoapparaten (ohne Fototaschen) das Auto, um die Zeit sinnvoll für ein paar Fotos zu nutzen. Unserer Fahrer fuhr zurück, wendete und verschwand am Horizont. Auf Nachfrage hieß es, dass er sich auf den Weg in die Oase Ain Khudra, wo wir uns nach der Wanderung durch den White Canyon wieder treffen wollten, befinde. Ich konnte es nicht glauben – wir wollten durch einen engen Canyon wandern ohne Stativ, Fototaschen und weiteres Equipment. Meine Laune sank trotz des tollen Canyons auf den Nullpunkt. Dem jungen, unerfahrenen aber dafür sehr bemühten Führer war die Situation extrem peinlich. Er entschuldigte sich mehrfach, konnte uns aber aus dem Dilemma nicht helfen. So stapfte ich knurrend durch den ansonsten sehr schönen White Canyon, ohne auch nur ein gutes Foto gemacht zu haben. Nach einem mittelmäßigen Mittagessen ging es weiter in Richtung Matamir Mountains, von denen ich zuvor sehr schöne Fotos gesehen hatte. Zuvor wollten wir aber noch ein paar Dünen aus der Nähe betrachten. Aber auch diese Dünen fanden die sog. Führer / Fahrer nicht wirklich. Als sich der Trottel dann noch einmal im Sand festgefahren hatte, erklärte ich ihm die Funktionsweise eines Allradfahrzeuges. Dass das Fahrzeug außer dem normalen Allradantrieb auch noch ein Untersetzungsgetriebe und Differentialsperren besitzt, war ihm zwar bekannt, aber diese sollte man angeblich nicht im Sand einsetzen. Nach einigen Diskussionen schaltete er dann doch das Untersetzungsgetriebe dazu und das Auto bewegt sich auf wundersame Weise in die gewünschte Richtung – Beduine bleib bei deinen Kamelen…
Nach einigem Suchen hatten wir dann auch noch den Pfad auf einen der Gipfel des Matamir Massivs gefunden und so konnten wir einen herrlichen Sonnenuntergang erleben.
Die Landschaften des Sinai sind einfach wunderschön, aber leider für den Individualreisenden nicht ganz einfach zu erreichen. Karten, Schilder und ähnliches gibt es nicht und man ist so, wenn man nicht lange suchen will, auf die Ortskenntnis der Beduinen angewiesen. In dem Fall der Embah Agentur hatten wir nicht so großes Glück. |
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Nachtwanderung oder der Aufstieg auf den Mount Sinai / Mosesberg
Nachdem wir schon einiges über den angeblich wunderschönen Sonnenaufgang am Mount Sinai gehört hatten, machten wir uns des Nachts auch auf den Weg in Richtung Katharinenkloster, das am Fuß des Mount Sinai gelegen ist. Um 23 Uhr ging es in einem bis auf den letzten Platz besetzten Minibus los. Man mag es kaum glauben, aber in ein Fahrzeug der Größe eines VW Busses passen in Ägypten 15 Personen rein. Dementsprechend bequem saß man dann auch. Um 1 Uhr nachts erreichten wir das Katherinenkloster und machten uns in unserer Kleingruppe samt Führer auf zum Gipfelsturm. Nach nur einer halben Stunde buchten die ersten ein Kamel, das sie den Berg hinauf tragen sollte. In einem eher gemächlichen Tempo ging es bei nahezu Vollmond den Berg hinauf. Die letzten gut 30 Minuten muss man über Steinstufen sich gen Himmel schrauben. Um 4 Uhr waren wir und ca. 400 andere Touristen auf dem Gipfel und richteten uns bei eisiger Kälte auf die Nachtruhe ein. Mit einer geliehenen Decke und Matratze – die Ägypter haben vermutlich schon seit vielen Jahren diese Marktlücke entdeckt – zitterten wir dem Morgengrauen entgegen.
Um 6.15 Uhr war es dann so weit. Der Himmel färbte sich in alle nur erdenklichen Farben und das Schauspiel begann. Neben den vielen anderen Touristen machte besonders eine Gruppe Italiener auf sich aufmerksam, die sich erwärmten in dem sie lautstark irgendwelche Kirchenlieder mit viel „Haleluja“ gen Himmel schmetterten. Dann blickten erste Sonnenstrahlen über die Bergkuppen und tauchten die Berge in ein phantastisches Licht. Ich erlebte das Ganze nur durch den Sucher der Kamera blickend, muss aber sagen, das es ein Schauspiel der besonderen Sorte war. Eine einfach traumhafte Bergwelt in das warme Licht der ersten Sonnenstrahlen gehüllt – der Aufstieg hatte sich gelohnt. Schon bald machten wir uns an den Abstieg, der wunderschön war. Angekommen am Fuß des Berges beim Katherinenkloster begeisterten mich die vielen Kamele, die auf Touristen warteten, um sie in luftige Höhen zu tragen mehr als die Enge des Klosters. Nach nur 10 Minuten war ich mit dem kulturellen Teil des Ausflugs – der Besichtigung des Klosters – durch. Die Kamele fand ich Kulturbanause einfach viel spannender. Unterm Strich kann ich den nächtlichen Ausflug nur empfehlen – die Schönheit der Bergwelt entschädigt voll und ganz für die nächtlichen Strapazen. |
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Zelturlaub in der Weißen Wüste
Nach einem wundervollen Sylvesterabend mit einem herausragenden Buffet in den Bergen vor den Toren von Dahab ging es am 1. Januar um 6 Uhr morgens los. Zunächst mussten wir nach Sharm el Sheik (ca. 1.15 h mit dem Auto) und von dort mit dem Flugzeug weiter nach Kairo, wo wir um 10 Uhr landeten. Am Flughafen wartete schon unser Fahrer, der uns bis kurz vor die Oase Bahariya fuhr, wo wir einen anderen Fahrer bekommen sollten. In dem Auto befanden sich zwar Lebensmittel für ein paar Tage aber ansonsten rein gar nichts. Als ich dann vorsichtig fragte, ob es nicht sinnvoll wäre in die Wüste noch einen Wasserkanister mitzunehmen, wies er uns in sehr gebrochenem Englisch darauf hin, dass sie „Professionals“ seien und nicht das erste Mal eine Tour in die Wüste machen würden.
Das Auto, ein Toyota Landcruiser, ist zwar vom Prinzip her eines der besten Fahrzeuge für die Wüste, aber wenn die Karre 486.000 km auf dem Tacho hat, fragt man sich doch, ob es die allerbeste Wahl ist… Aber wir hatten ja Abenteuer gebucht und das sollten wir dann wohl auch bekommen. Kurz hinter dem Kontrollposten vor Managem sollten wir auf unseren Fahrer treffen. Als wir nach 4 Stunden den verabredeten Treffpunkt erreichten, war von unserem neuen Fahrer nichts zu sehen. „He will be here in 5 minutes“ – aus den 5 Minuten wurden 30 Minuten, aber dann endlich kam ein voll gepackter Landcruiser um die Ecke. Heraus sprang ein in Beduinentracht gekleideter Mann, der sich als unser Fahrer herausstellte. Nach einem kurzen „Hallo“ begann eine große Umpackerei und plötzlich war unser Fahrzeug mehr oder weniger „fully equipped“. Da wir nicht nur in die „Weiße Wüste“ besuchen sondern auch echtes Wüstenfeeling mit Sanddünen erleben wollten, fuhren wir wieder 15km zurück in Richtung Kairo und bogen dann in westlicher Richtung von der Asphaltstraße ab. In nicht allzu weiter Entfernung sahen wir die ersten Sanddünen. Shokry – unser Fahrer – hielt an, drehte die Differentialsperren rein, lies auf allen Reifen die Luft ab und ab ging die Post. Mit Tempo 80km/h raste er auf die Dünen zu. Als der Sand tiefer wurde knallte er den Allradantrieb rein und fuhr bis auf die Spitze einer Sanddüne hoch. Oben hielt er souverän vor der Abfahrt und begutachtete die extrem steile Abfahrt – wir entschieden uns da nicht runter zu fahren. Von diesem Moment an wussten wir, dass Shokry nicht das erste Mal im Sand fährt und dass wir eine gute Wahl getroffen hatten. Lediglich seine Englischkenntnisse waren eine Katastrophe. Er befand sich ungefähr auf dem Stand unserer Schüler nach 6 Monaten Englischunterricht in Klasse 7. Konversation mit Händen und Füßen war angesagt. Wir drehten also wieder um und bauten unser Camp am Fuß der Dünen auf, wo wir ein wenig vor dem kühlen Wind geschützt waren. Fotos vom Sonnenuntergang waren uns allerdings nicht vergönnt, da es doch tatsächlich bewölkt war. Auf Nachfrage bei Shokry wie denn das Wetter morgen werden würde, prognostizierte er Sonnenschein - „Inchallah - So Gott will“. |
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Am nächsten Morgen war der Himmel nahezu wolkenlos – lediglich da, wo die Sonne aufgehen sollte, gab es ein paar Wolken. Es war zwar nicht der perfekte Sonnenaufgang, aber es reichte um ein paar nette Fotos zu machen. Nachdem wir das Camp abgebaut und die Asphaltstraße wieder erreicht hatten, stellte Shokry fest, dass er auf der einen Seite so viel Luft abgelassen hatte, dass man damit auf Asphalt nicht mehr fahren konnte. Eine Pumpe gab es nicht. Wir wechselten also das erste Mal den Reifen. Nach 15km bei der Kontrollstation von Managem war der andere Hinterreifen platt. Also war guter Rat teuer. Shokry beschloss auf ein Fahrzeug zu warten, dass über eine Luftpumpe verfügt. Na das konnte ja lustig werden. Nach 20 Minuten kam ein gut ausgestattetes Fahrzeug vorbei und pumpte unseren platten Ersatzreifen auf. Die Fahrt konnte also weiter gehen. In Bahariya, der größten Oase in der Gegend, wurden die letzten Mängel behoben. Aus der einen Hinterachse tropfte Öl – alles nicht weiter schlimm. Das Ganze wurde kurzer Hand zugeschweißt. Mir standen die wenigen Haare zu Berge. Aber Shokry behauptete selbstsicher, dass das schon alles so seine Ordnung habe, nicht aber ohne ein gedehntes „Inchallah“ anzufügen.
50km hinter Bahariya erreichten wir die kleine Oase El Heiz, die der Heimatort von Shokry war. Große Teile seiner Familie lebten dort noch und betrieben Landwirtschaft. Wir legten bei seiner Großfamilie eine Mittagspause ein und wurden hervorragend mit ägyptischen Leckereien versorgt. Man darf sich einfach nicht fragen, mit welchem Wasser der Salat gewaschen worden ist und unter welchen hygienischen Bedingungen diese Leckereien zubereitet worden sind. Uns schmeckte es in jedem Fall und der nahezu obligatorische Durchfall blieb tatsächlich aus.
Nun ging es aber im Höchsttempo weiter in die Weiße Wüste. Kurz vor Sonnenuntergang – gerade zum besten Fotolicht – erreichten wir unser Ziel. Leider waren wir aber eindeutig nicht die einzigen Touristen in der Gegend. Unberührte Natur ohne Fußspuren im Sand waren zumindest in diesem Teil der Weißen Wüste nicht zu finden.
Am nächsten Morgen krochen Silke und ich mit den ersten Sonnenstrahlen aus dem Zelt, schulterten die Fotorucksäcke samt Stativ und machten uns auf die Suche nach noch unberührten Stellen. Was aber ist die Weiße Wüste eigentlich? In der Weißen Wüste hat die Erosion phantastische Kunstwerke geschaffen, indem sie den weicheren Stein um einen härteren Kern durch jahrmillionenlanges Sandstrahlen entfernte. Das riesige Areal ist mit Kalksteingebilden übersät, in denen auch phantasielose Leute die tollsten Märchengestalten entdecken können. Es ist einfach wunderschön durch diese Kunstausstellung der Natur zu wandern und diese skurrile Welt zu bewundern, in der die Erosion einfach so Säulen, Pilze und Skulpturen in eine weite Ebene stellt oder den kaltweißen Kalkboden wie Schneewehen oder als „stürmische See“ gleichsam erstarren ließ.
Wir machten in jedem Fall unzählige Fotos und versuchten die Wunder der Natur mit den Kameras einzufangen. Leider hat man als Fotograf ja nur 2-3 Stunden direkt nach dem Sonnenaufgang und 2-3 Stunden direkt vor dem Sonnenuntergang, um gute Fotos zu machen. Während der Mittagszeit ist das Licht einfach zu hart und man kann die Kamera getrost im Auto lassen.
Als wir ins Camp zurückkamen brannte das Feuer und der Tee und das Frühstück waren vorbereitet. Wir genossen die Stimmung und machten uns gegen Mittag zu einer Rundfahrt durch die Weiße Wüste auf. Wir fanden eine tolle Stelle, wo wir unbedingt die Nacht verbringen wollten. Zunächst aber ging es durch die Oase Farafra und dann weitere 120km in südlicher Richtung, wo es noch einmal hohe Sanddünen geben sollte. Mich faszinieren die Lichtspiele, die die unter- bzw. aufgehende Sonne in die gelben Sanddünen zaubert, immer wieder aufs Neue. Nachdem den ganzen Tag kein Wölkchen am Himmel war, bildeten sich doch kurz vor Sonnenuntergang ein paar Wolken, die die Sonnen größtenteils verdeckten. Aber es gelang mir doch ein paar schöne Shots zu machen, die einen zum Träumen verleiten. |
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Leider konnten wir da nicht campieren, da man angeblich in diesen Teilen des Western Deserts ein Permit brauchte. Wir fuhren also wieder zurück in die Weiße Wüste. Bei völliger Dunkelheit – wir befanden uns kurz vor Neumond – bog Shokry kurz hinter Farafra von der Asphaltstraße ab und fuhr knapp 40km durch die dunkle Nacht. Ich hatte am Morgen den Übernachtungsplatz auf dem GPS markiert und konnte so sehen, ob Shokry in die richtige Richtung fährt. Ich weiß beim besten Willen nicht, wie er das gemacht hat, aber wir kamen genau an der geplanten Stelle raus. Er fragte mich zwar immer mal wieder wie viele Kilometer es noch seien, aber er fuhr ohne die Hilfe von nur irgendeinem technischen Gerät. Abgesehen von einem Zwischenstopp – er stellte den Motor ab, stieg aus, rauchte eine Zigarette und bestimmte die Richtung für die Weiterfahrt – kamen wir auf direktem Weg an unserem Ziel an. Shokry war unheimlich stolz auf sich und wir standen nur fassungslos davor.
Am nächsten Morgen gab es dann eine erneute ausgiebige Fotosession mit unendlich vielen tollen Motiven (wir haben auf der Reise ca. 3000 Fotos gemacht). Dann verließen wir die Weiße Wüste und fuhren zur „Magic Spring“, die ca. 30km östlich der Weißen Wüste liegt. Auch dorthin gab es keine Piste, keine Wegweiser, einfach gar nichts. Shokry erreicht wie immer völlig problemlos unser Ziel und hatte den größten Spaß mit High Speed durch die Wadis zu heizen. Manchmal fühlten wir uns ein bisschen wie bei der Rallye „Paris – Dakkar“, aber ich finde so etwas ja klasse. Mitten in einer großen Sandebene gibt es eine kleine Erhebung auf der etliche Palmen wachsen und oben eine Quelle raussprudelt. Wie es sein kann, dass an der höchsten Erhebung Wasser raussprudelt, ist mir völlig unklar. Es ist halt eine „Magic Spring“.
Weiter ging es in die Akabat Region, die nördlich der Weißen Wüste gelegen ist und eine Gebirgslandschaft ist, die durch den gelben Sand der Sahara wunderschön aussieht. Hier verbrachten wir an einem Felsbogen unsere letzte Nacht in der Wüste. Ich hatte mir inzwischen Durchfall eingefangen und bat Shokry nur noch das Wasser aus den Flaschen zum Kochen zu benutzen und nicht mehr das ominöse Quellwasser, wie er es in den Tagen zuvor gemacht hatte. Aber dieser Hinweis kam in jedem Fall zu spät…
Nach einem beeindruckenden Sonnenaufgang neigte sich unser Wüstenabenteuer dem Ende. Wir mussten schnell zurück nach Kairo, da am nächsten Morgen der Flieger zurück in die Kälte ging. Ein kleines Abenteuer gab es aber noch. 30km vor El Heiz blieb die Karre stehen und sagte keinen Mucks mehr. Nach einer eingehenden Untersuchung stellte Shokry fest, dass wir wohl kein Diesel mehr hätten. Ich muss nicht extra erwähnen, dass die beiden vorhandenen Tankanzeigen selbstverständlich kaputt waren. So warteten wir auf ein vorbeikommendes Auto, das uns mit Diesel aushelfen konnte. Da aber keines der vorbeikommenden Autos was zuviel hatte, lieh er sich von dem Einen ein Seil und ein anderer schleppte uns ab bis in die kleine Oase El Heiz. Shokry kannte einfach jeden. Egal ob es die Soldaten der Kontrollposten, oder die Leute in den Oasen, die anderen Fahrer oder sonst wer waren– er kannte sie einfach alle. In El Heiz brach er dann alleine mit einem Freund auf und organisierte Benzin, sodass wir zumindest bis zur nächsten Tankstelle in Bahariya kamen.
Als Fazit kann ich nur sagen, dass es eine gute Entscheidung war, mit einem Fahrer unterwegs zu sein, der zum einen die Wüste wie seine Westentasche kannte, hervorragend Autofahren konnte (dieses Prädikat vergebe ich nicht so schnell) und eine Engelsgeduld aufbrachte, wenn ich zum fünfzigsten Mal um einen Stopp für ein paar Fotos bat. Uns hat die Tour so gut gefallen, dass wir überlegen in absehbarer Zeit eine große Tour durch die lybische Wüste von der Oase Siwa aus in Richtung Süden zu machen. 6 Tage und 700km durch die völlige Einsamkeit nur mit den wundervollen Sternen am Himmel in einer Wüstennacht, dem ewigen Sand und unserem genialen Beduinen Shokry, der diese Strecke angeblich gut kennen würde. Mal schauen ob es klappt – Inchallah. |
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Chaosstadt Kairo
Als wir nach Kairo zurückkamen, wurde es gerade dunkel. Da wir ins Zentrum mussten, hatten wir eine lange Anfahrt durch die Stadt. Die Einfallstraße war 3- bis 4-spurig, es fuhren jedoch mindestens 6-7 Autos neben einander. Das Tempo war atemberaubend, so ca. um die 80km/h. Sobald jemand eine Lücke entdeckte, drückte er kurz auf die Hupe und schoss auf die Lücke zu, unabhängig davon, ob er jemanden links oder rechts überholte. Der Spielraum betrug oft nur wenige Zentimeter, es wurde fest damit gerechnet, dass der Schwächere nachgab. Die wenigen Ampeln, die es gab, wurden auch nur teilweise beachtet. Nach welchen Kriterien dies geschah, blieb uns verborgen. Je weiter wir uns dem Zentrum näherten, desto mehr Autos drängten sich auf die Straße. Irgendwann war dann Schluss und alles stand. Jeder versuchte mit Hupen und Drängeln vorwärts zu kommen, was auch gelang. Ca. 1 ½ Stunden nachdem wir den Stadtrand von Kairo passiert hatten, waren wir am Hotel.
Das Hotel Viktoria ist ein altehrwürdiges Hotel, das noch an hochherrschaftliche Zeiten erinnert. Es ist sehr sauber und ein wenig abgegriffen. Unser Zimmer lag im 4. Stock, hatte ein Badezimmer und einen Fernseher. Nach 5 Tagen Wüste kommt einem das wirklich sehr luxuriös vor. Wir genossen die Dusche und die frischen Handtücher und machten uns dann auf, Kairo ein wenig zu erkunden.
Der Portier hatte uns erklärt, wie wir ein Restaurant finden könnten, und so gingen wir erwartungsfroh los. Die Straßen waren inzwischen etwas leerer und man konnte sie ohne größere Schwierigkeiten überqueren. Es waren noch sehr viele Menschen unterwegs, die sehr international aussahen. Es gab Europäer, Asiaten und Afrikaner, Frauen mit Kopftüchern, verschleierte Frauen und welche ohne Kopfbedeckung. Ob darunter auch Ägyperinnen waren, konnte ich so leider nicht feststellen. Die Läden hatten alle noch geöffnet und man konnte alles kaufen, was das Herz begehrt. Angefangen von der Wasserpumpe bis zur Unterhose gab es ein großes Angebot, was allerdings nur teilweise nach Qualität aussah. Leckere Essensstände luden zum Verweilen ein. Da Uwe aber immer noch mit seinem Durchfall kämpfte, waren wir vernünftig und ließen uns nicht einmal von den wirklich super gut aussehenden Obstsalaten mit Joghurt verführen. Auch hier lag wieder überall haufenweise Müll herum. Es war auch nicht ein Papiekorb zu sehen.Wir liefen eine Weile durch die Gegend, wurden nicht einmal belästigt, und gingen dann in das empfohlene Restaurant, in dem sich viele Europäer aufhielten, dessen Qualität uns aber nicht überzeugte.
Die Nacht wurde um 5Uhr 20 durch das laute Geschrei des Muezzins abgebrochen. Man hatte den Eindruck, der Herr stehe neben einem und schreie einen an. Nach dem Frühstück waren wir Punkt 7 Uhr fertig, um abgeholt zu werden. Kurz darauf wurde Uwe ans Telefon gebeten. Unser Fahrer rief an und erklärte, dass er so gegen 8 Uhr da sein werde. Dies gefiel uns gar nicht, denn wir wollten 2 Stunden vor Abflug am Flughafen sein und das wäre um 8.00 Uhr gewesen. Der Verkehr des Vorabends hatte uns auch beeindruckt und die Auskunft, die wir bis dahin erhalten hatten, war, dass man ca. 1 Stunde bis zum Flughafen braucht. Wir reagierten entsprechend genervt auf diesen Anruf. Nun, was tun? Wir entschieden uns, ein Taxi zu nehmen. Zu diesem Schluss war unser Fahrer inzwischen auch gekommen. Er rief noch einmal an und erklärte sich bereit, das Taxi zu bezahlen.
Der Wächter des Hotels rief ein Taxi heran und erklärte dem Fahrer, wo wir hin wollten. Dies war sehr gut, denn der Herr sprach leider kein Wort Englisch.
Da das Taxi zu klein war, musste eine unserer Taschen aufs Dach. Dort wurde sie nicht festgebunden. Man verließ sich auf die Schwerkraft und die Trägheit. Es ging auch tatsächlich gut. Der Verkehr war jetzt fast gar nicht vorhanden und nach 20 Minuten waren wir tatsächlich am Flughafen und am richtigen Gate. Manchmal geht sogar in Ägypten etwas schneller als man denkt.
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